fredag, september 19, 2014

Nachrichten vom 19. September 2014

Schweden - Politik
Gestern Nachmittag erhielt der Vorsitzende der Sozialdemokraten (Socialdemokraterna), Stefan Löfven, vom Regierungssprecher Per Westerberg den Auftrag eine Regierung zu bilden, was in der aktuellen Situation eine sehr große Herausforderung darstellt, da Löfven mit nur 38 Prozent sicherer Unterstützung im Parlament sowohl ein Budget verabschieden muss als auch einem eventuellen Misstrauensvotum stand halten sollte. Ob Löfven dies gelingen wird, kann gegenwärtig niemand mit Gewissheit sagen. Um seine Chancen berechnen zu können, wird Löfven heute sowohl Annie Lööf, die Vorsitzende der Zentrumspartei (Centerpartiet) als auch Jan Björklund, den Vorsitzenden der Volkspartei (Folkpartiet) empfangen und mit ihnen über die zukünftige Regierungsbildung sprechen.

Schweden - Politik
Sowohl Annie Lööf der Zentrumspartei als auch Jan Björklund der Volkspartei und Jonas Sjösted der Linken wollen Stefan Löfven als Ministerpräsident akzeptieren, unter der Voraussetzung jedoch, dass er auch ein haltbares Budget präsentieren kann das im Parlament die Mehrheit der Stimmen erhält. Gerade dieser Punkt ist jedoch unsicher, da niemand sagen kann ob die Schwedendemokraten (Sverigedemokraterna) sich bei Abstimmungen enthalten werden oder für eines der Budgets der beiden politischen Blöcke stimmen werden. Unterstützen sie, wie angedroht, die bürgerliche Allianz, so wird es zu Neuwahlen kommen bei denen vor allem die Sverigedemokraterna gewinnen können.

Schweden - Politik
Noch bevor eine neue Regierung in Schweden gebildet ist, fordern die Sverigedemokraterna bereits einen Posten als einer der vier Regierungssprecher, was vollkommen in der bisherigen Üblichkeit liegt, da bisher immer ein Mitglied der drittgrößten Partei des Landes diesen Posten erhielt. Die bürgerlichen Parteien wollen diese Forderung der Sverigedemokraterna akzeptieren, bleibt daher die Frage wie sich der linke Block dazu stellen wird. Sollten sich die Sozialdemokraten widersetzen, so riskieren sie allerdings Neuwahlen, da die Schwedendemokraten in diesem Punkt die höhere Karte haben und Neuwahlen provozieren können.

Schweden - Politik
Um die Linken, die Stefan Löfven nicht als Regierungspartner akzeptieren will, etwas zu versöhnen, bot der mögliche zukünftige Ministerpräsident den Linken nun eine Zusammenarbeit bei der Planung des Budgets an, was Jonas Sjöstedt jedoch ablehnte, da die Ablehnung der Partei eine größere Selbständigkeit gibt und Sjöstedt die Möglichkeit lässt Änderungen eines fertigen Budgets zu fordern oder dieses eben bei der Abstimmung ablehnen kann. Auch wenn Löfven nun die Hand auch deutlich nach rechts ausstreckt, dürfte er bereits mit seinem Partner, den Grünen (Miljöpartiet), größere Probleme geben, da die beiden Parteien in sehr vielen Fragen eine gegensätzliche Meinung haben und Löfven mit Sicherheit bereits hier zu Zugeständnissen gezwungen sein wird. Es wird in jedem Fall ausgeschlossen sein, dass Löfven eine sozialdemokratische Politik führen kann.

Schweden - Wirtschaft/Umwelt
Nachdem ab 2025 das Kernkraftwerk Ringhals aus Altersgründen stufenweise abgeschaltet werden muss, beginnt Vattenfall, der Besitzer der Anlage, bereits nun zu untersuchen ob auf der Halbinsel Värö ein neues Kernkraftwerk entstehen kann das moderner und leistungsfähiger ist als die bisherige Anlage Ringhals. Nach Aussagen der Geschäftsführung von Vattenfall ist zwar ein neues Kernkraftwerk geplant, aber, sollte dieses aus politischen Gründen verweigert werden, so kann die Halbinsel auch anderen Energiezwecken dienen. Auf Grund der aktuellen politischen Lage in Schweden ist der Ausstieg aus der Kernkraft in Schweden wieder in die Ferne gerückt.

Schweden - Arbeitswelt
Nach mehreren Gewerkschaften und dem schwedischen Akademikerverband SSR ist es eine unzumutbare Situation, dass gegenwärtig knapp 15.000 Personen in Schweden einer beruflichen Tätigkeit nachgehen, jedoch dabei so wenig verdienen, dass sie zusätzlich um Sozialhilfe ansuchen müssen und diese bewilligt bekommen. Besonders deutlich trifft man diese Situation bei jüngeren Angestellten in Hotels, Restaurants und im Handel, da dort oft nicht einmal der offizielle Mindestlohn bezahlt wird und zudem viele Angestellte nur stundenweise oder als Teilzeitkräfte eingesetzt werden, jedoch voll zur Verfügung stehen müssen. Die Wirtschaft verteidigt dies mit sogenannten Einstiegslöhnen, die „später“ ja höher werden.

Schweden - Arbeitsmarkt
In einer neuen Studie fordert die schwedische Reichsrevision dass der Staat selbst entscheidet wie viele Plätze in den verschiedenen Fachbereichen des Lehrerstudiums angeboten werden sollen, da die bisherige freie Wahl der Universitäten dazu führt, dass nur wenige Studenten Fächer wählen, die auch eine Anstellungsgarantie bieten, sondern Fächer, die als interessant gelten. Nach der Studie führt das aktuelle System lediglich dazu, dass der Lehrermangel in einigen Fächern von Jahr zu Jahr bedeutender wird, während es in beliebten Fächern zu einem Überangebot an Lehrern kommen kann. Das Problem dabei ist, dass die Universitäten nach Anzahl der Studenten bezahlt werden, unabhängig davon ob die Ausbildung später zu einer Anstellung führen kann oder nicht.

Schweden - Ernährung/Wirtschaft
Eine Studie der schwedischen Landwirtschaftsuniversität beweist, dass nicht der Geschmack einer Tomate unsere Geschmackszellen verführt, sondern unter welchem Etikett die Tomate verkauft wird. Bei der Untersuchung erhielten Tomaten, die als schwedische, ökologische Tomaten ausgezeichnet waren die beste Bewertung, währen Tomaten aus Holland am Ende der Liste zu finden waren. Was die Testpersonen allerdings nicht wussten, ist die Tatsache, dass sämtliche Tomaten vom gleichen schwedischen Produzenten und identischen Pflanzen kamen, also in Wirklichkeit keinerlei Geschmacksunterschied existierte.

Schweden - Tourismus
Während der Rekordbesuch der Bergstation am Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens, zeigt, dass die Promotion des Tourismusamts Erfolg hat, sieht man entlang dem Kungsleden, auf der Bergspitze und an den Raststationen die Kehrseite der Medaille. Noch nie wurde an diesem legendären Wanderweg so viel Abfall gefunden wie dieses Jahr, denn die neuen Touristen sehen es oft nicht als notwendig an ihren Abfall wieder mitzunehmen. Als die Verteidigung und die Organisation Håll Sverige Rent am Ende der Saison den Kungsleden säuberten, dauerte es nur wenige Stunden bis fünf Säcke mit je 125 Litern mit Abfall gefüllt waren. Unter den Fundstücken waren Plastiktüten, Konservendosen, Schnapsflaschen, Zigarettenkippen und vieles mehr aus der Konsumgesellschaft. Hierbei sollte man allerdings nicht vergessen, dass umweltbewusste Wanderer in der Regel auch den Abfall anderer mitnehmen und dadurch sogar zu einer positiveren Abfallbilanz verhelfen.

Weitere Information stehen der Presse unter Pressedienste und Presseinformationen zur Verfügung.

Copyright: Herbert Kårlin

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